Am 6. Okt. 2013 erschien in der Wiener Zeitung ein großartiger Artikel über Erhard Berg, dem man nicht viel hinzufügen kann. Seit 2013 ist allerdings Schreckliches passiert. Erhard Berg wurde dement und ist nun am 14. Juli 2021 im 71. Lebensjahr gestorben (Parte).

1986 wurde er Bürgermeister von Mauer. Echte Maurer schreiben Bürgermeister im Zusammenhang mit Erhard Berg nicht in Anführungszeichen, da die Heurigenrunde, die die Wahl damals getroffen hatte, genau wusste, wen sie da in welches Amt hebt, und sie wusste auch, dass er es so lange er konnte mit Engagement und Würde ausüben wird.

Mauer hat jetzt keinen Bürgermeister mehr, und ich wage die Prognose, dass Mauer nie mehr einen Bürgermeister haben wird, weil Erhard Berg ein einzigartiger Mensch war, der für dieses Amt prädestiniert war, und es wird niemanden mehr geben, der die Anforderungen in gleicher Weise erfüllen kann. So war es auch für die jeweiligen Bezirksvorsteher von Liesing selbstverständlich, ihn als Bürgermeister anzusprechen.

Erhard Berg war einerseits Obmann des mit über 500 Mitgliedern größten und auch ältesten Vereins Mauers, dem Gartenbauverein. Er war aber auch Mitglied der Maurer Heimatrunde und hatte eine der größten Sammlungen alter Ansichten von Mauer, die er viele Jahre lang für die Herausgabe des Maurer Kalenders mit alten Ansichten von Mauer zur Verfügung stellte, der vom Maurer Geschäftsleuteverein herausgegeben wurde, und – das ist einzigartig – er war auch Mitglied des Maurer Weinbauvereins, da er mit drei Reihen am Kadoltzberg einen eigenen kleinen Weingartenbereich besaß. 

So waren in seiner Person die wichtigsten Vereine Mauers verbunden und er war auch mit allen im besten Einvernehmen. Seine große Beliebtheit entstand dadurch, dass er stets bescheiden im Auftreten war und sich in der Sache voll Engagment eingesetzt hat. Wann immer man in Mauer netzwerken musste, war er die erste Ansprechperson und wenn er von einem Projekt überzeugt war, unterstützte er es und alle anderen Entscheidungsträger schlossen sich ihm an.

Als Bürgermeister war er auch so prädestiniert, weil er eine große und bedingungslose Liebe für Mauer hatte. Er wusste nicht nur vieles über die Geschichte von Mauer, er war immer am Puls der Zeit und bestens über die laufenden Ereignisse informiert.

Erhard Berg war ein sehr innovativer Mensch und der modernen Technik zugewandt. Er hatte als einer der Ersten in Mauer privat ein Fax-Gerät und einen Computer, mit dem er z. B. für Michael Edlmoser in der Anfangszeit die ersten Weinetiketten entwarf oder später über das Internet alte Ansichten von Mauer aus aller Welt erwarb.

Der Bürgermeister unterstützte von Beginn an die Herausgabe der Mauer Zeitung und trug so viel zum mittlerweile 30jährigen Erfolg des Mediums bei, und er war begeistert von der Herstellung unserer Websites, weil er sofort erkannte, dass die Printmedien dadurch eine wertvolle Ergänzung finden. Deshalb baute er das Erhard-Berg-Online-Museum auf dieser Website auf, das in den nächsten Jahren von uns noch weiter ergänzt werden wird. Auch die Idee des persönlichen Netzwerkens wird durch Dipl. Ing. Hans Mittheisz in der Tradition von Erhard Berg weitergeführt, da er das alljährliche Gartenfest des Bürgermeisters im Sommer nun in seinem Garten im Andenken an Erhard Berg organisieren wird.

Wenn ich die wesentlichen Eigenschaften Erhard Bergs zusammenfassen müsste, würden mir neben seinem unglaublich sympathischen Wesen und seiner Fachkompetenz sofort seine Treue und Verlässlichkeit einfallen. Seine enge Beziehung zu den Maurer Heurigen zeigte sich in seinen regelmäßigen Besuchen pünktlich um 22 Uhr. Auch als seine Krankheit schon recht fortgeschritten war, machte er sich noch auf den Weg und stand dann manchmal recht verloren scheinend beim Heurigen, aber tief in seiner Seele wusste er bestimmt noch, warum er gekommen war.

Norbert Netsch