Unser Wanderexperte, Herr Alexander Streiter, konnte weitere Wanderexperten für mauer.at gewinnen. Lesen Sie hier die Beschreibung einer großartigen Wanderung in den Föhrenbergen, die uns von Peter Hiess und Helmuth Singer zur Verfügung gestellt wurde.

In den Föhrenbergen

Von Perchtoldsdorf zur Seewiese

Von Perchtoldsdorf führt der Wanderweg über weite Teile der Liechtenstein-Höhenstraße, einen der beliebtesten Höhenwege des südlichen Wienerwaldes. Ob man dem sagenumwobenen Teufelstein einen Besuch abstatten, sich in einem der Gasthäuser am Wegesrand verpflegen oder steile Übungswände für Bergsteiger bestaunen will – diese Route bietet jedem etwas.

WEGVERLAUF: Rundwanderung. Perchtoldsdorf – Parapluiberg (1 Std.) – Kugelwiese (45 Min.) – Seewiese (15 Min.) – Hans-Nemecek-Hütte (1 Std.) – Perchtoldsdorf (1 Std.)

DAUER: 4 Std., Variante 3 Std.

LÄNGE: 15,5 km, Variante 12 km

SCHWIERIGKEITSGRAD: trittfester Boden im Zuge der Höhenstraße, nach dem Wendepunkt naturbelassene, auch unmarkierte Abschnitte

WEGMARKIERUNGEN: unmarkiert, blaue Balken, rot-weiß-rote Balken mit „401“, „406“ und „41“, unmarkiert, rote Balken mit „444“, unmarkiert, rot mit „41“ und „448“, unmarkiert

EINKEHRMÖGLICHKEITEN: Franz-Ferdinand-Schutzhaus (Do. und Fr. Ruhetag), Kammersteinerhütte (Mo. und Di. Ruhetag), Teufelsteinhütte (März bis Juni und Sept. – Nov. an Sa., So. und Feiertagen geöffnet), Zum Salzstanglwirt auf der Kugelwiese (Di. und Mi. Ruhetag), Gasthaus Seewiese (Mi. und Do. Ruhetag), Hans-Nemecek-Hütte (fallweise an Sa., So. und Feiertagen geöffnet; mietbar), Buschenschenken in Perchtoldsdorf

ANFAHRT: • Mit der Bahn z. B. von Wien-Meidling bis Liesing, dort steigt man in den Postbus nach Gießhübl um (256). Aussteigestelle ist Perchtoldsdorf-Marktplatz.

  • Mit dem Auto über Wien-Liesing nach Perchtoldsdorf, das gleich außerhalb der Stadtgrenze liegt. Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Marktplatz oder bei der Burg. Der Burgparkplatz ist über Hochstraße und Weingasse zu erreichen.

DER WANDERWEG

Am Marktplatz stehen wir unmittelbar vor dem zentralen Gebäudekomplex Perchtoldsdorfs, der gotischen Pfarrkirche St. Augustin (Baubeginn im 13. Jh.). Sie war einst in eine mächtige Wehranlage eingebunden, von der heute nur noch Teile vorhanden sind. Der 1521 fertiggestellte, 60 m hohe Wehrturm ist das Wahrzeichen der bekannten Weinbaugemeinde, die im Volksmund auch „Petersdorf“ genannt wird.

Wir bewegen uns auf die Pfarrkirche zu und gehen an der Martinikapelle, einem mittelalterlichen Karner, vorbei über den Burgvorplatz (Paul-Katzberger-Platz) vor dem Eingang zum unterirdisch angelegten Veranstaltungszentrum. Gegenüber befindet sich das einstige Wohnhaus des bekannten Anatomen und sozialen Wohltäters Josef Hyrtl (1810–1894), das ein Jugendzentrum beherbergt (Eingang bergseitig). Durch die Hyrtlgasse gelangen wir zum Begrischpark. Hier fällt gleich ein mächtiger Felsbrocken auf, der den Ausgangs- und Endpunkt mehrerer Weit- und Fernwanderwege markiert (WWW 401, WWW 406 und E4).

Wir spazieren zwischen Park und Parkplatz rechts weiter (Leonhardiberggasse), erreichen einen Gesamtschulkomplex, überqueren die Roseggergasse und stehen nach wenigen Metern vor der Kreuzkapelle. Rechts gewendet fällt die Heilandssäule von 1734 auf, die Teil eines alten Prozessionswegs auf den Leonhardiberg ist. Sie überragt ein Grünplateau – die Luisenruhe –, von wo sich ein großartiger Ausblick auf die südlichen Bezirksteile Wiens bietet.

Über die breiten Stufen des Angerersteigs verlassen wir nun die Anhöhe des Leonhardibergs in die Walzengasse hinunter, die wir nach links bergwärts schreiten. Nach dem Haus Nr. 46 biegen wir rechts in die Lohnsteinstraße ab. Auf Nr. 4 sehen wir ein Haus mit angedeutetem Fachwerk, in dem der bekannte Komponist Franz Schmidt von 1888 bis zu seinem Tod im Jahre 1939 wohnte. Nach einem zarten Linksbogen erreichen wir einen Autoparkplatz und gehen neben einer Ankündigungstafel des Weinbauvereins Perchtoldsdorf, auf der die derzeit „ausg’steckten“ Heurigenbetriebe angeführt sind, den Wiesenhang hinauf. Dieser Steig führt uns auf die Perchtoldsdorfer Heide und die auf diesem Abschnitt asphaltierte, für den öffentlichen Verkehr gesperrte Liechtenstein-Höhenstraße, die wir nach rechts in den Naturpark Föhrenberge weiterwandern.

Die vom Fürsten Liechtenstein angelegte Forststraße schlängelt sich zuerst in Serpentinen auf den 488 m hohen Bierhäuselberg, den östlichsten Gipfel des Höllensteinzuges südlich von Kaltenleutgeben. Sobald wir über uns ein Wasserreservoir inmitten einer Baumgruppe erkennen, halten wir direkt darauf zu, indem wir querfeldein gehen. Diese Variante empfiehlt sich auch deswegen, weil man auf der Heide possierliche Ziesel in freier Wildbahn beobachten kann.

Wir betreten dann wieder die Höhenstraße und marschieren an einem Rastplatz vorbei, nach dem der Asphaltbelag endet. In einem überwiegend aus Föhren bestehenden Waldstück führt die Straße leicht bergauf, bis wir etwa 500 m weiter in einer Linkskurve zu einem Kreuzungspunkt gelangen. Hier können wir uns entscheiden, entweder auf der Höhenstraße zu bleiben oder einem blau markierten Pfad (Richtung „Parapluiberg“) zu folgen. An einem kleinen Weiher – einem Froschparadies – führen die beiden Routen wieder zusammen. Nun wählen wir den schmäleren und steileren Weg Richtung „Franz-Ferdinand-Schutzhaus“.

Bald kommen wir zu einer weiteren Kreuzung, von der wir einen Abstecher zur Ruine Kammerstein machen können, die ca. zehn Gehminuten entfernt ist. Die Ruine ist der kümmerliche Überrest einer bereits 1290 zerstörten Festung der Herren von Perchtoldsdorf. Sind wir auf den Hauptweg zurückgekehrt, wandern wir weiter bergauf, um nach 250 m das Franz-Ferdinand-Schutzhaus zu erreichen, wo wir in 561 m Höhe auf dem Parapluiberg (= Vorderen Föhrenberg) eine erste Pause einlegen können (1 Std.).

Über die Zufahrt zum Schutzhaus setzen wir unsere Wanderung fort. Wir gehen an einer Spielwiese vorbei und biegen wieder in die Höhenstraße ein, die nun ziemlich eben zum Rastplatz Zaintal weiterführt, wo kurz danach ein Pfad links zur Kammersteinerhütte abzweigt, die nur wenige hundert Meter entfernt ist. Ein paar Schritte weiter stoßen wir auf eine Abzweigung des RWW 444, wo eine weitere rote Markierung „Zum Aufstieg zur Kammersteinerhütte“ weist. Die 578 m hoch gelegene Schutzhütte wurde 1912 auf dem Gipfel des Hinteren Föhrenbergs neben der 11 m hohen, nach Josef Hyrtl benannten Josefswarte errichtet. Hier befinden sich auch Kontrollpunkte des Wienerwald-Verbindungswegs RWW 444, des Nordalpenwegs WWW 401 und des Mariazeller Wegs WWW 406. Der Abstieg erfolgt dann auf dem rot markierten Weg in der Verlängerung des vorherigen Anstiegs (Hüttenzufahrt).

Wer statt der Kammersteinerhütte lieber die Teufelsteinhütte aufsuchen will, muss nach dem Rastplatz Zaintal noch kurz auf der Höhenstraße bleiben und dann beim entsprechenden Richtungsweiser rechts auf den 547 m hohen Teufelstein abzweigen. Diese Felskanzel des ehemaligen Herrgottsstuhls wurde der Sage nach vom wütenden Teufel in zwei Teile gespalten.

Nach dem Besuch einer der beiden Hütten folgen wir wieder der Höhenstraße und gelangen bald zu einer Waldandachtsstätte, die sich nur wenige Meter links neben der Straße zwischen den Bäumen befindet. Wir bleiben auf der ziemlich flach verlaufenden Liechtenstein-Höhenstraße und wandern zwischen Föhren- und Buchenhainen in Richtung Höllenstein weiter. Nach gut einem halben Kilometer erreichen wir mit dem Salzstanglwirt auf der Kugelwiese (neben dem gleichnamigen Rast- und Lagerplatz) eine weitere Einkehrmöglichkeit (1.45 Std.).

Die Höhenstraße steigt nach der Kugelwiese zunächst leicht an und bringt uns zu einem weiteren Rastplatz, der die Bezeichnung Predigerstuhl trägt.

Variante/Abkürzung: Am Predigerstuhl biegen wir links in die Forststraße ab und gelangen auf diesem großteils niveaugleich verlaufenden Weg nach ca. 20 Minuten zur Wegkreuzung vor dem Kardinalgraben, wo sich die Variante wieder mit der Hauptroute vereinigt. Auch die Hans-Nemecek-Hütte könnte man von hier in wenigen Minuten erreichen.

Im weiteren Verlauf der Höhenstraße tritt der Baumbestand immer mehr zurück, und wir bewegen uns auf sandigem Untergrund. Der letzte Abschnitt vor dem Gasthaus Seewiese steigt dann wieder deutlicher an. Im Garten des Lokals können wir uns dann bei einem Getränk oder einem kleinen Imbiss stärken (2 Std.).

Gut 400 m nach dem Lokal durchschneidet die Höhenstraße eine lang gestreckte Wiesenfläche, an deren Ende der Rastplatz Seewiese – unter einer besonders schönen Doppelföhre – den Wendepunkt unserer Wanderung markiert. Im Zurückwenden queren wir die Wiese und verlassen sie zum südlichen Waldrand hin. Hier erkennen wir einen weiß-rot markierten Pfad, der schräg rechts abgeht. Wir bleiben jedoch auf der unmarkierten Fortsetzung des Feldwegs und wandern unter einem dichten Blätterdach talwärts. Quer liegende Bäume und wild wuchernde Pflanzen sollten uns dabei nicht beeindrucken.

In etwa 1,5 km Entfernung vom Rastplatz treffen wir unmittelbar vor dem Wassergsprengfelsen – einer Übungsmöglichkeit für Kletterer – wieder auf den RWW 444, der hier mit der breiten Forststraße gleichläuft. Wir wenden uns hier nach links, passieren den Rastplatz Schneerosenbründl und marschieren in einem weiten Linksbogen nordwärts. Nach wenigen hundert Metern verlassen wir die breite Straße nach rechts in den sogenannten „Finsteren Gang“, einen schmalen, unmarkierten Weg, der unter Buchen und auf „ungeräumtem“ Terrain immer markanter ansteigt. Zwischen den Bäumen kann man rechter Hand hin und wieder die Gießwände, ebenfalls ein Trainingsobjekt für Kletterer, durchschimmern sehen.

Kurz bevor der Pfad in eine breite Forststraße mündet, halten wir uns im dichten Föhrenwald scharf rechts und kommen nach ca. 200 m zur Hans-Nemecek-Hütte der Wiener Gebirgsfreunde, einem Stützpunkt für Kletterer, die ihrem Hobby in den Gießwänden nachgehen. Der Blick von der 1950 erbauten Hütte nach Süden – Richtung Gießhübl – ist prächtig (3 Std.).

Das Gesträuch am oberen Wiesenrand entlang wenden wir uns nun der Forststraße (Hochstraße) zu, die sich von Gießhübl heraufzieht, und betreten hier wieder den Wald, wobei wir uns an die Markierungen mit den Nummern „41“ und „448“ halten und den Rastplatz Hochstraße passieren. In einer Linkskurve der Straße treffen wir auf einen Orientierungsbaum, wo Wege in diverse Richtungen führen (Ende oben angeführter Variante).

Wir erkennen Holzpfeile, die geradeaus bzw. nach links zeigen. Unser Rückweg nach Perchtoldsdorf führt hingegen nach rechts, wo uns ein Schild darauf hinweist, dass dieser Wanderweg wegen Totholzbewahrung nicht mehr gepflegt wird und auch die Markierungen entfernt wurden. Der nun folgende Abschnitt des Kardinalgrabens wird nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt und das Totholz sich selbst überlassen, was zur Folge hat, dass man auch hier verstärkt mit querliegenden Stämmen und Ästen zu rechnen hat. Anstatt aus Sicherheitsgründen den Wanderweg auszuholzen, hat man sich seitens der Gemeinde dazu entschlossen, dem natürlichen Wachsen und Sterben der Bäume den Vorzug zu geben. Ungeachtet dessen kann man weiterhin „auf eigene Gefahr“diesen Waldabschnitt betreten und durchwandern. Interessante Naturbeobachtungen sind jedenfalls garantiert.

Nach etwa 1,5 km auf diesem extrem schattigen und laubbedeckten Abschnitt, in dem in einer Art Schildbürgerstreich die Markierungen schwarz und grau übermalt wurden (und somit trotzdem die richtige Route anzeigen), öffnet sich der dichte Wald und gibt den Blick auf Weinrieden frei. Wir wählen den linken Ast der asphaltierten Straße und biegen nach 30 m gleich links ab. Nach einem kurzen Steigungsstück gelangen wir bei der Aussichtsplattform „Perchtoldsdorfer Weitblick“ zum Haspelweg, auf dem wir die Föhrenberge verlassen und durch die Rieden auf Perchtoldsdorf zugehen.

Wenn wir etwa in Höhe der gemauerten Hüterhütte unseren Blick nach links schweifen lassen, erspähen wir am Hang einen wenige Meter hohen Felsen, der auffällig hell erscheint – den sogenannten Weißen Stein. Es handelt sich hier um eine alte Kultstätte, da nach alter Vorstellung die Farbe Weiß das Symbol jener Gottheiten ist, die das Böse abwenden. Der Legende nach wurde hier ein Weinhüter, der zur Erntezeit die Rebstöcke bewachte, bei einem Überfall schwer verletzt. Als er aber rechtzeitig entdeckt und gerettet werden konnte, trug man ihn im Triumphzug auf den Marktplatz. Dieses Ereignis soll der Ursprung des „Hütereinzugs“ sein, der noch heute alljährlich stattfindet. Jeden Frühling wird der Weiße Stein erneut mit Kalk bestrichen, um die alte Tradition fortzusetzen.

Der Haspelweg mündet in die Elisabethstraße, die uns zum südlichen Ende des Marktplatzes von Perchtoldsdorf bringt. Zweigt man jedoch bei Nr. 79 links in die Höhenstraße ab, so gelangt man über den Sportplatz und den Begrischpark wieder zur Burganlage, die nicht zu verfehlen ist (4 Std.).

In einer der Buschenschenken in der Nähe des Marktplatzes können wir vor der Heimfahrt noch in aller Ruhe einen Schluck Wein aus den Reben der eben durchwanderten Weingärten zu uns nehmen.

AM WEGE

Die Ziesel, die wir kurz nach Beginn unserer Wanderung auf der Perchtoldsdorfer Heide beobachten können, gehören zur Gattung der Bodenhörnchen und leben in einer Kolonie, die für Österreich fast einmalig ist – weitere namhafte Populationen sind nur noch im Seewinkel, im Marchfeld und im Tullner Feld bekannt. Die Nager benötigen zum Überleben niedrige Vegetation (Wiesen, Weingartenraine) und tiefgründige Böden, in die sie ihre ausgedehnten unterirdischen Höhlensysteme graben können. Bis zu sechs Monaten verbringen sie unter der Erde im Winterschlaf. An warmen Märztagen wagen sich dann die ersten Exemplare ans Tageslicht. Etwa 25 Tage nach der Paarung im Frühjahr bringen die Weibchen zwei bis acht Junge zur Welt. Die Tiere ernähren sich vornehmlich von Pflanzen und Insekten, werden aber auch von den vielen Ausflüglern mit Nüssen und Obst gefüttert, was durch ein eingezäuntes Areal unterbunden wird. Durch die Aufgabe der Weidewirtschaft zugunsten des Ackerbaus kam es in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Abnahme der Bestände. In den Steppengebieten Nordamerikas und Asiens sind Ziesel aber nach wie vor zahlreich anzutreffen.